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"Erinnerung an das menschenverachtende Weltbild der deutschen Faschisten als Mahnung"

Senatsempfang im Rahmen der Ausstellung "erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus"

"Die schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus müssen in Erinnerung bleiben, um auch künftige Generationen zur Wachsamkeit zu mahnen." Das sagte Gesundheitssenatorin Prof. Dr. Eva Quante-Brandt heute (Mittwoch, 31. August 2016) bei einem Senatsempfang im Bremer Rathaus vor rund 270 Gästen. Anlass war die Ausstellung "erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus", die derzeit in der Unteren Rathaushalle gezeigt wird.

Senatorin Prof. Dr. Eva Quante-Brandt (Mi.) mit der Hauptgeschäftsführerin der Ärztekammer Bremen, Dr. Heike Delbanco, und den Referenten Prof. Dr. Klaus Dörner und Dr. Michael Wunder sowie Prof. Dr. Uwe Gonther (AMEOS Klinikum Dr. Heines Bremen) (von li. nach re.)
Senatorin Prof. Dr. Eva Quante-Brandt (Mi.) mit der Hauptgeschäftsführerin der Ärztekammer Bremen, Dr. Heike Delbanco, und den Referenten Prof. Dr. Klaus Dörner und Dr. Michael Wunder sowie Prof. Dr. Uwe Gonther (AMEOS Klinikum Dr. Heines Bremen) (von li. nach re.)

Die Ausstellung erinnere "eindrucksvoll an das finsterste Kapitel der deutschen Geschichte und beschäftige sich "mit den gedanklichen und institutionellen Voraussetzungen der Medizin-Morde", so Senatorin Quante-Brandt in ihrer Rede.

Es werde deutlich, "welches verzerrte Weltbild die deutschen Faschisten verbreiteten, welche Verbrechen sie begingen und welche unterschiedlichen Formen menschenverachtender Tötungspraktiken sie vollzogen". Dies werde allen deutlich, die die Ausstellung in der Unteren Rathaushalle besucht hätten. "Besonders bedrückend", erklärte Senatorin Quante-Brandt, sei die Darstellung, wie die systematische, gesellschaftliche Ausgrenzung von Kranken und Schwachen stattfand. "Sie wurden ihres Platzes in der Gesellschaft beraubt, zwangssterilisiert und spätestens nach dem Euthanasie-Erlass der Nationalsozialisten kaltblütig ermordet." Den Worten seien Taten gefolgt. Das sei eine Mahnung für heute, den Anfängen zu wehren.

Senatorin Quante-Brandt führte aus, dass die Medizin heute vor anderen und neuartigen Fragen stünden: Wie sehr dürfen wir den Menschen genetisch verändern? Greift die Medizin am Ende sogar in die menschliche Evolution ein? Darf und soll Medizin alles tun, was möglich ist? Das alles seien keine medizin-technischen, sondern ethische Fragen. Der schonungslose Blick auf die furchtbare Vergangenheit löse nicht alle aktuelle Fragen, könne aber dabei helfen, für die Lösung moralische Leitlinien zu entwickeln.
Die Senatorin verwies darüber hinaus erneut auf die Bedeutung der UN-Behindertenkonvention, der Deutschland im Jahr 2009 beigetreten ist und für deren Umsetzung in Bremen es bereits seit 2014 einen konkreten Aktionsplan gibt.

Rede von Senatorin Eva Quante-Brandt (pdf, 263.9 KB)