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Prävention und Gesundheitsförderung

Gesundheit wird im Verständnis der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht nur als Abwesenheit von Krankheit verstanden, sondern als Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. Dieses Verständnis beruht auf der 1986 von den Mitgliedstaaten der WHO verabschiedeten Ottawa Charta. Sie definiert Gesundheit nicht nur als einen Zustand, sondern als eine Fähigkeit, die für alle machbar und gestaltbar ist. Die damals zugrundeliegende Erkenntnis, dass die soziale und wirtschaftliche Entwicklung einer Kommune erheblich von der Gesundheit der Bürger:innen und einem gesundheitsförderlichen Lebensraum abhängt, ist auch weiterhin aktuell.

Mit der Umsetzung des Präventionsgesetzes sind in Bremen und in Bremerhaven seit 2015 gezielt Vorhaben etabliert worden, welche die Stärkung der Gesundheitskompetenz und Handlungsfähigkeit von Menschen in schwierigen Lebenslagen und in Stadtteilen mit besonderen Problemlagen in den Vordergrund stellen. Dafür arbeitet die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz eng mit den für gesundheitliche Prävention und Gesundheitsförderung verantwortlichen Akteuren zusammen.

Zudem wird auf Grundlage des Senatsbeschlusses „Zukunft Bremen 2035“ vom 11.10.2018 Gesundheit in allen Politikfeldern mit der Einführung des Ansatzes „Health-in-all-Policies“ verankert. Dafür werden gemeinsam mit den anderen Fachressorts wie z.B. Soziales, Bildung, Stadtentwicklung zunehmend Maßnahmen für eine gesundheitsförderliche Gesamtpolitik entwickelt.

Am 25. Juli 2015 trat das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention (Präventionsgesetz - PrävG) in Kraft. Das Gesetz bildet die Grundlage für die Zusammenarbeit von Sozialversicherungsträgern, Ländern und Kommunen in den Bereichen Gesundheitsförderung und Prävention. Durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen wird Gesundheitsförderung und Prävention in den Lebenswelten gestärkt, die Leistungen zur Früherkennung von Krankheiten erweitert, und das Impfwesen gefördert. Die Maßnahmen sollen insbesondere zur Verminderung sozial bedingter sowie geschlechtsbezogener Ungleichheit von Gesundheitschancen beitragen (§20 SGBV (1)).

Mit dem PrävG rücken Lebenslagen und -bedingungen der Menschen in den Vordergrund, die den Gesundheitszustand in einem weiteren Verständnis beeinflussen. Zu den die Gesundheit beeinflussenden Bedingungen zählen beispielsweise Bedingungen in Kitas, Schulen, am Ausbildungs- und Arbeitsplatz oder in Pflegeheimen genauso wie die Lebensverhältnisse unterschiedlicher sozialer Schichten und Milieus oder räumliche, soziale und umweltbezogene Strukturen in den Quartieren der Städte (Stadt-/Raumplanung, Umwelt). Ziel ist die Herstellung einer größtmöglichen gesundheitlichen Chancengleichheit für alle Menschen im Land Bremen.

Zur Umsetzung des Präventionsgesetzes wurden auf Landesebene folgende Strukturen gebildet:

  • Landesrahmenvereinbarungen (LRV)

Für die Umsetzung der Bundesrahmenempfehlungen sieht das Präventionsgesetz Landesrahmenvereinbarungen (LRV) vor, in denen sich die gesetzliche Kranken- und soziale Pflegeversicherung mit den Trägern der gesetzlichen Renten- und Unfallversicherung sowie mit den in den Bundesländern zuständigen Stellen auf gemeinsame Grundsätze ihrer Zusammenarbeit vor Ort verständigen (vgl. § 20f SGB V). In Bremen wurde die LRV im Dezember 2016 unterzeichnet. Beteiligte der LRV in Bremen sind: Krankenkassen, Träger der Unfall-, Renten- und Pflegeversicherung sowie das Land Bremen (Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz als Oberste Landesgesundheitsbehörde sowie die zuständige Behörde für Arbeitsschutz) und die Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen.

  • Strategieforum Prävention des Landes Bremen

Zur Steuerung und Umsetzung der LRV wurde das Strategieforum Prävention des Landes Bremen eingerichtet. Mitglieder des Strategieforums sind die Unterzeichnenden der LRV. Das Strategieforum hat sich 2016 auf vier Handlungsfelder verständigt, die sich an den drei Schwerpunktthemen „Gesund aufwachsen“, Gesund leben und arbeiten“ sowie „Gesund im Alter“ der Bundesrahmenempfehlungen und den bestehenden Bedarfen im Land Bremen orientieren

  • Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Bremen

Mit dem Ziel, die gesundheitliche Chancengleichheit für Menschen in schwierigen Lebenslagen zu stärken, unterstützt die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Bremen (KGC Bremen) die (Weiter-)Entwicklung chancengerechter Rahmenbedingungen für Gesundheit auf Landesebene. Hierzu werden Aktivitäten und Maßnahmen zum Sensibilisieren, Vernetzen, Qualifizieren sowie Beraten und Unterstützen von Akteur:innen und Multiplikator:innen vor Ort umgesetzt. Gleichzeitig besteht das Ziel, die Qualitätsentwicklung in der Gesundheitsförderung und Prävention voranzutreiben. Weiterhin unterstützt die KGC Bremen die Umsetzung der Landesrahmenvereinbarung im Land Bremen durch die Mitwirkung und Teilnahme an Veranstaltungen des GKV-Bündnisses sowie durch die Beteiligung am Strategieforum Prävention des Landes Bremen und der GKV Lenkungsgruppe. Die KGC Bremen wird gefördert mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen nach § 20a SGB V und ist an der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. angesiedelt.

Schwerpunkt: Abbau gesundheitlicher Ungleichheit im Land Bremen

Das Land Bremen hat sich zum Ziel gesetzt, die gesundheitliche Ungleichheit zwischen Bremer Stadtteilen und Quartieren abzubauen. Dafür wurden neue Regelangebote aufgebaut oder Projekte gestartet.

Für die Etablierung von mehr Prävention und Gesundheitsförderung im Alltag der Menschen sind neue Strukturen notwendig. Diese sind in Form von Gesundheitszentren geplant. Ein erstes in Entstehung befindliches Gesundheitszentrum ist das LIGA Gröpelingen. Perspektivisch sind die Ausweitung des LIGA-Angebots und weitere Gesundheitszentren im Land Bremen geplant.

Gesundheitszentren

Gesundheitszentren sollen in sozial benachteiligten Stadtteilen Bremens und Bremerhavens einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit beim Zugang zum Gesundheitswesen und zu mehr Gesundheitskompetenz für die Bewohner:innen leisten. Die Gesundheitszentren sollen breite und berufsgruppenübergreifende Hilfen und Beratungen anbieten. Sie berücksichtigen neben gesundheitlichen auch psychosoziale Aspekte und bieten den Nutzer:innen bei Bedarf dafür Sprach- und Kulturmittlung. Ein weiteres Ziel ist die lokale Vernetzung mit allen gesundheitsrelevanten Akteuren im jeweiligen Stadtteil. Damit werden sie zu zentralen Orten für Beratung, Hilfe und Unterstützung in allen Gesundheitsfragen und entwickeln bedarfsgerechte Angebote für Prävention und Gesundheitsförderung.

Das erste Bremer Gesundheitszentrum wird das LIGA Gröpelingen. LIGA bedeutet „Lokales Integriertes Gesundheitszentrum für Alle“. Als Träger des LIGA hat sich der gleichnamige Verein LIGA e.V. gegründet. Vertiefte Informationen zum LIGA wie z.B. das ausführliche Konzept, das wachsende Angebot, Neuigkeiten etc. finden Sie hier. Das LIGA wird von der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz gefördert.

Gesundheitspunkte

Die Gesundheitspunkte bieten – anders als die Gesundheitszentren – eine erste, vorläufige Anlaufstelle in benachteiligten Stadtteilen für Fragen rund um die Gesundheit. Sie sind an bürgernahen Standorten geplant und bieten professionelle Beratung und Orientierung durch eine Gesundheitsfachkraft. Diese Gesundheitsfachkraft kooperiert eng mit den Gesundheitsfachkräften in den Quartieren sowie anderen Akteuren im Stadtteil. Gesundheitspunkte haben zwei Zielrichtungen: Sie können erkannte gesundheitliche Beratungsbedarfe kurzfristig abdecken und dienen parallel dazu, vor Ort weitere Bedarfe zu erheben und diese in die Planung längerfristiger Interventionen einzubetten.

Es wurden in 2023 zunächst zwei Gesundheitspunkte in Huchting und Grohn eingerichtet.

Das im Jahr 2021 gestartete Projekt „Gesundheitsfachkräfte im Quartier“ findet in ausgewählten Bremer Quartieren und in Bremerhaven statt. Zwölf Gesundheitsfachkräfte (GiQs) bieten in den Quartieren mit sozialen Herausforderungen überwiegend mobil und aufsuchend ihre Hilfe und Beratung an. Die Gesundheitsfachkräfte sind an der Schnittstelle zwischen Sozialberatung und Förderung der Gesundheitskompetenz tätig. Die Umsetzung des Projekts wird von der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen (LVG & AFS e.V.) koordiniert und fachlich begleitet.

Das Projekt ist in diesen Quartieren auf hohe Bedarfe getroffen und schließt erfolgreich eine Lücke hinsichtlich der professionellen niedrigschwelligen, aufsuchenden Gesundheitsberatung und -unterstützung. Nachdem der Schwerpunkt der Arbeit im Jahr 2021 die Aufklärung rund um die Corona-Pandemie war, konnten 2022 weitere Themen der Gesundheitsförderung und Prävention aufgenommen werden. So beraten sie in ihren Quartieren, die häufig überproportional von Covid-Erkrankungen betroffen waren, zu den potenziellen Folgen der Infektion (Long-Covid-Beratung). Auch allgemeine Präventionsaspekte, die indirekt durch die Pandemie in ihrer Bedeutung zugenommen haben (z.B. Bewegungsarmut, Übergewicht, suchthafter Medienkonsum, soziale Isolation, Stresserleben), werden in den Quartieren von den GeFas vermehrt aufgenommen.

Die GiQs vernetzen sich in den Quartieren mit den Quartiersmanagern, den Ortsämtern und weiteren Institutionen der Stadtteile proaktiv für das Thema Prävention/Gesundheitsförderung. Die Resonanz der Stadtteilakteure auf die GiQs ist überaus positiv.

Mit den Gesundheitsfachkräften kann das Thema Gesundheit in den Quartieren nachhaltig adressiert werden. Die Bürger:innen sowie die Netzwerkpartner haben durch die GiQs die Möglichkeit, gesundheitliche Fragestellungen und Bedarfe weiterzugeben, damit diese dann gezielt und professionell bearbeitet werden können. Die GiQs erhöhen im Land Bremen in vulnerablen Gebieten die Resilienz gegen aktuelle und zukünftige gesundheitliche Herausforderungen. Ihr Handlungsfeld ist sehr gut an die Entwicklungen neuer ambulanter gesundheitlicher Versorgungs- und Beratungsstrukturen anschlussfähig, wie z.B. zukünftige Gesundheitszentren.

Seit 2018 gibt es im Land Bremen „Gesundheitsfachkräfte an Schulen“ (GefaS). Ausgangspunkt des ursprünglich von den Krankenkassen geförderten Modellprojekts war unter anderem der besorgniserregende Befund in den Schuleingangsuntersuchungen 2016/2017 durch die Gesundheitsämter. Diese hatten erhebliche gesundheitliche Defizite bei Kindern offengelegt: von der Motorik und der Koordination über selektive Aufmerksamkeitsstörungen bis hin zu Übergewicht und Adipositas. Diese Gesundheitsrisiken treten vor allem bei Kindern in sozial benachteiligten Quartieren auf.

Hier setzen die GeFaS an. Sie sind an Grundschulen in soziostrukturell benachteiligten Stadtgebieten Bremens und Bremerhavens tätig. Ihre Hauptaufgabe ist es, Grundschulkindern gesundheitsförderndes Verhalten spielerisch zu vermitteln, wie z.B. Bewegung, Entspannung und gesunde Ernährung – und damit ihre Gesundheitskompetenz nachhaltig zu fördern.

Seit 2021 ist das Angebot der GeFaS durch das Land Bremen verstetigt und dabei sogar ausgeweitet worden. Aktuell arbeiten 12 Gesundheitsfachkräfte an über 20 ausgewählten Grundschulen im Land Bremen. Sie sind beim Gesundheitsamt Bremen angestellt, dort erfolgt die Leitung und Koordination des Angebots. Dies erfolgt seit der Projektphase in Absprache mit der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen (LVG & AFS e.V.).

Jede Fachkraft ist für mindestens zwei Tage pro Woche an einer der Schulen. Die GeFaS sind keine – wie z.B. in Skandinavien häufigen – „Schulkrankenschwestern“, die Kinder in allen gesundheitlichen Angelegenheiten betreuen und regelmäßig auch medizinisch-pflegerische Versorgung leisten. Sie machen den Kindern vielmehr altersentsprechende Lernangebote für ein gesundheitsförderndes Verhalten, z.B. über Unterrichtseinheiten.

Die Fachkräfte beraten Kinder und Eltern bei Bedarf auch individuell und fördern die Zusammenarbeit zum Thema Gesundheit innerhalb der Schule. Sie beteiligen sich an Netzwerken in den Stadtteilen zu gesundheitsbezogenen Themen auch außerhalb der Schule und knüpfen Kontakte zu niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Es bestehen außerdem gute Kontakte zu den Gesundheitsfachkräften in den Bremer Quartieren.

Ein Erfolg dieser Maßnahmen: Die Kinder setzen sich auch über den Schulalltag hinaus mit dem Gelernten auseinander und berichten in ihren Familien darüber. Sie zeigen zum Beispiel ihren Eltern zuhause, was sie essen möchten und was gesund ist. Das belegt auch eine externe Evaluation des Projekts, in der Kinder, Eltern und Lehrkräfte mehrmals zu dem Projekt befragt wurden. Neben den Schülerinnen und Schülern profitieren demnach auch die Lehrer:innen und die Eltern von diesem Projekt. So konnten sich die Kinder sehr gut an die Aktivitäten erinnern und tauschten sich mit ihren Familienmitgliedern darüber aus. Die Evaluation kommt zu dem Schluss, dass der Einsatz der GefaS unter alltäglichen Bedingungen weitergeführt und aufrechterhalten werden soll.

Das Land Bremen nimmt die Gesundheit der Bürger:innen in ihrem Alltag vermehrt in den Blick. Gesundheit wird stark von den Lebensbedingungen in den Stadtteilen bzw. den Wohnquartieren beeinflusst. Das Ziel ist, im Land Bremen die Chancen auf ein gesundes Leben gerade in Bremer Quartieren mit hohen sozioökonomischen Herausforderungen zu verbessern.

Vor diesem Hintergrund wurden in den vergangenen Jahren Netzwerke für mehr Gesundheit in einigen Bremer Stadtteilen aktiv. Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz begrüßt diese Entwicklung und wirkt teilweise aktiv in den Netzwerken mit. Unterstützt werden diese Aktivitäten, die je nach Stadtteil „Runder Tisch“, „Arbeitsgruppe“ oder „Netzwerk“ genannt werden, von der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC). Diese wird für das Land Bremen von der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin (LVG & AFS e.V.) betrieben.
Weitere Informationen finden Sie hier.

So sind zum Beispiel durch die Netzwerkstrukturen Arbeitskreise und Fachtage in Osterholz, Blockdiek, Hemelingen, Huchting, Kattenturm und Bremen-Nord entstanden. Das Netzwerk Osterholz hat eine eigene Internetseite bei der LVG.

Im Mai 2022 hat die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz das Modellprojekt „Sicherung der medizinischen und gesundheitlichen Versorgung von nicht krankenversicherten und papierlosen Menschen in Bremen (MVP) ins Leben gerufen. Bereits im Juli 2022 konnte das Behandlungs- und Beratungszentrum des gleichnamigen Vereins eröffnet werden. Es bietet Menschen ohne Papiere, EU-Bürger:innen in prekären Beschäftigungsverhältnissen und Menschen in schwierigen Lebenslagen, wie Wohnungslosigkeit, einen niedrigschwelligen Zugang zu medizinischer Versorgung und nach Möglichkeit Vermittlung eines Krankenversicherungsschutzes. Im November 2023 beschloss der Senat die Weiterführung des Angebotes in den Räumlichkeiten „Außer der Schleifmühle“ zunächst bis Ende 2025.
Rund 1.000 Papierlose, Menschen ohne Krankenversicherung und Wohnungslose nutzten bis Ende 2023 medizinisches Modellprojekt.
Hier können Sie den Abschlussbericht der externen Evaluation des Instituts für Public Health und Pflegeforschung (IPP) herunterladen: Abschlussbericht_MVP 2024 (pdf, 3.4 MB)

Vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels, der zunehmenden Digitalisierung, Komplexität und Dynamisierung in der Arbeitswelt erhalten die Felder der Prävention und Gesundheitsförderung eine immer größere Bedeutung. Denn gesunde, zufriedene und motivierte Mitarbeitende bilden schließlich das Fundament eines starken Betriebes, um den Herausforderungen von heute und morgen standzuhalten.

Egal ob kleine, mittelständische oder große Unternehmen – für alle gilt die Umsetzung des Arbeitsschutzes und Eingliederungsmanagements als gesetzlich verpflichtend. Kommen Betriebe den gesetzlichen Verpflichtungen im Arbeitsalltag nach, sind sie in puncto Sicherheit und Gesundheit bereits gut aufgestellt. Ergänzend dazu können Betriebe ein Gesundheitsmanagement implementieren und/oder Maßnahmen der Gesundheitsförderung durchführen, um gesundheitsförderliche Strukturen nachhaltig im Betrieb zu verankern und die Gesundheitskompetenzen der Beschäftigen fortlaufend zu stärken. Dies wiederum hat eine positive Auswirkung auf das Betriebsklima, die Arbeitgeberattraktivität, Produktivität und vielem mehr.

Unterstützung für Betriebe
Der Weg zur Stärkung der Gesundheit und Sicherheit im Betrieb kann herausfordernd sein, weswegen Unterstützung hilfreich ist. Im Rahmen der BGF-Koordinierungsstelle des Landes Bremen wurde in Form einer Broschüre eine lokale Landkarte der Unterstützenden für Betriebe im Land Bremen erstellt. Grundlage dafür bildet unter anderem die Landkarte der Unterstützenden der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Die Broschüre zeigt auf, welche Unterstützung Bremer Betriebe im Feld der Prävention und Gesundheitsförderung erhalten können und welche:r Ansprechpartner:in für welche Leistung zuständig ist.

Zudem hilft es sich mit anderen Betrieben über Herausforderungen, Beispiele guter Praxis und Neuigkeiten auf kollegialer Ebene auszutauschen. Genau das erfolgt in quartalsweise stattfindenden BGM-Erfahrungsaustauschen im Land Bremen und zwar branchenübergreifend als auch speziell für die Pflegebranche. Die Erfahrungsaustausche stehen allen interessierten Betrieben offen. Hier können Sie sich mit dem Betreff „Teilnahme am BGM-Erfa – branchenübergreifend“ oder „Teilnahme am BGM-Erfa – Pflege“ zum Erfahrungsaustausch anmelden.

Psychische Gesundheit – Hilfsangebote
Die psychische Gesundheit gewinnt auch in der Arbeitswelt immer stärker an Bedeutung. Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen nehmen stetig zu. Psychische Risikofaktoren in der Arbeitswelt sind vielfältiger denn je. Um diesen adäquat zu begegnen, braucht es geeignete Strategien und Maßnahmen. Beispielsweise ist in der gesetzlich verpflichtenden Gefährdungsbeurteilung (GBU) auch die psychische Belastung zu berücksichtigen (vgl. ArbSchG). Die GBU ist ein guter erster Schritt, um sich dem breiten Feld der Gesundheit systematisch im Betrieb zu nähern.
Im Rahmen des Strategieforums Prävention des Landes Bremen wurde ein Übersichtspapier (pdf, 169.9 KB) erarbeitet, welches Betrieben und Mitarbeitenden Anlaufstellen und lokale Hilfsangebote zur psychischen Gesundheit aufzeigt sowie weitere Informationen zur Thematik bereithält.

Projekt „Gesunder Umgang mit Medien im Kindes- und Jugendalter – kommunale Angebote gemeinsam entwickeln und umsetzen“

Die Nutzung digitaler Medien beginnt immer früher. Kinder und Jugendliche begegnen dabei auch unangemessenen Inhalten und laufen Gefahr, problematische Nutzungsweisen zu entwickeln. Die senatorische Behörde für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz und die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. führen deshalb in ausgewählten Grundschulen und Quartieren ein Projekt zur Förderung der Medienkompetenz bei 6 bis 16-Jährigen durch.

Die Coronapandemie hat den Trend noch verstärkt: Bundesweit nutzen Kinder und Jugendliche immer früher digitale Medien. Dabei kommt es immer öfter zu problematischer Internetnutzung oder computerspielbezogenen Störungen, die sich negativ auf Entwicklung und Gesundheit der Heranwachsenden auswirken. Wie Kinder und Jugendliche mit digitalen Medien umgehen, hängt Studien zufolge unter anderem z.B. von Schulbildung oder Migrationshintergrund ab.

Das neue Projekt soll die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 – 16 Jahren umfassend stärken. Die Angebote finden in sozioökonomisch und gesundheitlich benachteiligten Stadtgebieten der Bremer Stadtbezirke Bremen-Nord, -Süd, -Ost und -West sowie in Bremerhaven statt. Sie richten sich an die Kinder und Jugendlichen, aber auch an relevante Multiplikator*innen wie das Schulpersonal oder Mitarbeiter in Jugendeinrichtungen. Auch Eltern werden in das Projekt einbezogen. Die Arbeit ist dabei präventiv ausgerichtet, um frühzeitig das Auftreten von Mediensucht zu vermeiden.

Unter anderem wird es peer-to-peer Angebote für Kinder in Grundschulen geben, d.h. Kinder-Experten werden geschult und beraten dann Gleichaltrige. In den Quartieren werden mehrteilige Workshops und Expert:innenkonferenzen für Jugendliche geplant und auch Erziehungsberechtigte sollen z.B. über Elternabende sensibilisiert werden.

Das Projekt knüpft an den Angeboten der Bremer Gesundheitsfachkräfte in den Quartieren und der Gesundheitsfachkräfte an den Bremer Grundschulen an und bietet auch diesen wichtigen Multiplikator:innen Schulungen zum Thema “Gesunder Umgang mit Medien“ an.
Neben Mediensucht werden auch Themen wie digitale Gewalt/Cybermobbing, Körperselbstbilder, der gesunde Umgang mit Endgeräten (Dauer, Sitzhaltung, Augenhygiene etc.) oder die Förderung körperlicher Aktivität durch die Nutzung digitaler Medien und das Auffinden von verlässlichen (gesundheitsbezogenen) Informationen im Internet vermittelt.

Das Projekt wird gefördert von den Krankenkassen/Krankenkassenverbänden des Landes Bremen nach §20 a SGB V im Rahmen ihrer Aufgaben zur Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten. Es läuft seit Herbst 2022 und bis zum Herbst 2026.

Projekt „Kommunaler Strukturaufbau“ für Prävention und Gesundheitsförderung

Der Kommunale Strukturaufbau ist ein bundesweites Förderprogramm des GKV-Bündnisses für Gesundheit und zielt darauf ab, gesundheitsfördernde Steuerungsstrukturen im Quartier auf- bzw. auszubauen. Gefördert wird das Programm durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Auftrag und mit Mitteln der Krankenkassen nach § 20a SGB V sowie Eigenmitteln der Freien Hansestadt Bremen. Das Projekt wurde über die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz beantragt und wird im Gesundheitsamt Bremen durch zwei Prozesskoordinatorinnen umgesetzt. Die Projektlaufzeit in Bremen beträgt insgesamt zwei Jahre und läuft vom 01. Januar 2022 bis zum 31. Dezember 2023. Mit dem Kommunalen Strukturaufbau sollen insbesondere sozial und gesundheitlich benachteiligte Menschen im Quartier erreicht werden. Durch den gezielten Auf- bzw. Ausbau gesundheitsfördernder Strukturen soll die Gesundheit dieser Zielgruppe gefördert und die Gesundheitskompetenz gestärkt sowie die soziale Teilhabe gesteigert werden. Das Projekt wird im Bremer Osten, in den Ortsteilen Hemelingen, Neue Vahr, Tenever, Blockdiek und Schweizer Viertel umgesetzt und ebenfalls von den dort ansässigen Ortsamtleitern sowie Quartiersmanager:innen begleitet. Das selbe Projekt wird außerdem in Kattenturm, Huchting und Woltmershausen im Bremer Süden durchgeführt.

Im Rahmen des Projekts ist eine umfassende Bestandsanalyse geplant, die Aufschluss über die gesundheitsfördernden Angebote, bestehenden Strukturen und lokalen Bedarfe in den Ortsteilen geben soll. Darüber hinaus ist vorgesehen, dass die Bürger:innen der Ortsteile partizipativ einbezogen werden. Die Bürgerbeteiligung soll die bisher ermittelten Handlungsbedarfe verifizieren und weitere Erkenntnisse darlegen, die in zusätzliche Vorhaben, Projekte und Programme einfließen sollten. Geplant ist, dass die Bürgerbeteiligung im Zuge einer bestehenden Struktur, beispielsweise innerhalb eines regelmäßig stattfindenden Angebots oder bei Stadtteilfesten, umzusetzen. Es sollen niedrigschwellig die verschiedenen Bedarfe der Bewohner:innen erfragt, gesammelt und aufbereitet werden. Die Ergebnisse werden anschließend in einem Eckpunktepapier festgehalten und fließen daraufhin in die Gesamtstrategie des Projekts ein. Die Strategie wird im Projektbeirat, der aus Vertreter:innen der verschiedenen Ressorts besteht, weiter priorisiert und diskutiert. Das Projekt schließt mit einer Gesundheitskonferenz ab, auf der unter anderem die Ergebnisse und die entstandene Gesamtstrategie vorgestellt wird.

Weiterführende Informationen zum Projekt finden Sie auf der Internetseite des Gesundheitsamtes Bremen.

Weitere Informationen zum Förderprogramm des GKV-Bündnis finden Sie hier.